Wenn du dich seit geraumer Zeit scheinbar grundlos abgeschlagen und müde fühlst, dazu vielleicht auch Probleme mit dem Schlafen oder der Verdauung hast, dann könnte eine chronische Entzündung dahinterstecken. Bei einer chronischen Entzündung braucht dein Körper wegen des dauerhaft alarmierten Immunsystems viel Energie. Das bekommst du irgendwann zu spüren und fühlst dich krank – ohne zu wissen, warum. Was eine chronische Entzündung ausmacht, wie du sie erkennen und lindern kannst, das möchte ich dir im Folgenden näher erläutern.

Wann ist eine Entzündung chronisch?

Eine Entzündung an sich ist aus biologischer Sicht eine sinnvolle Reaktion deines Körpers im Rahmen eines Heilungsprozesses. Sie ist ein Zeichen dafür, dass dein Immunsystem auf einen Eindringling reagiert und eine Krankheit abwehrt. Solche akuten Entzündungen kennst du beispielsweise von Pickeln oder anderen Verletzungen der Haut. Auch deine Augen können akut entzündet sein oder deine Magenschleimhaut. Ausgelöst werden solche akuten Entzündungen durch Erreger, die in deinen Körper gelangen und gegen die dein Immunsystem dann kurzfristig mobil macht. Solche Entzündungen sind meist offensichtlich, gehen mit akuten Schmerzen, Schwellungen und Rötungen einher und sind medizinisch leicht zu diagnostizieren. Im Blut sind akute Entzündungen in der Regel klar nachweisbar. Normalerweise verschwindet eine akute Entzündung innerhalb von ein paar Tagen oder spätestens nach einigen Wochen.
Chronische Entzündungen dauern länger. Sie können zwar ebenso offensichtlich sein, etwa bei einer dauerhaften Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis). Mediziner sprechen beispielsweise von einer chronischen Sinusitis, wenn die Beschwerden länger als drei Monate dauern oder du öfter als viermal pro Jahr eine Sinusitis hast. Chronische Entzündungen können aber auch sogenannte „stille“ Entzündungen sein, die lange unentdeckt bleiben. Sie sind wie ein Schwelbrand in deinem Körper und saugen viel Energie. Das Problem ist, dass sie nicht einfach wieder verschwinden. Denn dein Körper kämpft bei einer chronischen Entzündung dauerhaft gegen etwas an – ohne Aussicht darauf, den Feind irgendwann zu besiegen. Das Problem bei solchen stillen chronischen Entzündungen ist, dass dein Immunsystem permanent gegen eine Krankheit arbeitet, das unter Umständen eigentlich gar keine Immunantwort bräuchte. Oder: Der Auslöser kann durch das Immunsystem allein nicht beseitigt werden, weil die Begleitumstände in deinem Körper die üblichen Prozesse durcheinander gebracht haben.

Ursachen einer chronischen Entzündung

Wenn du eine chronische Entzündung hast, dann kann das verschiedene Ursachen haben. Beim Stichwort chronische Entzündung denken viele wohl in erster Linie an bestimmte Autoimmunerkrankungen. Aber auch Störungen in der Schleimhautbarriere oder Allergien sowie Viren, Bakterien und Pilze können chronische Entzündungen hervorrufen – bei Letzteren geht manchmal eine akute Entzündung in eine chronische Entzündung über, wenn sich die Erreger in deinem Organismus dauerhaft einnisten. Dieser Umstand kann durch bestimmte Faktoren begünstigt werden, die ich dir später genauer erklären werde. Sogenannte „stille Entzündungen“ können in ihrem Verlauf den Weg für Autoimmunerkrankungen mit dann auch sicht- und messbaren chronischen Entzündungen ebnen. Bei diesen stillen Entzündungen spielt vor allem ein Auslöser eine Rolle: eine ungünstige Ernährung. Damit du eine Vorstellung von diesen unterschiedlichen Ursachen bekommst, hier eine kleine Übersicht:

Autoimmunerkrankungen

Schuppenflechte beispielsweise ist ein klassisches und vor allem auch mit bloßem Auge sichtbares Beispiel für eine Autoimmunerkrankung, die mit einer chronischen Entzündung einhergeht. Bei solchen systemischen Erkrankungen liegt eine Fehlreaktion des Immunsystems vor, die sich abgesehen von der Haut auch gegen nahezu jeden anderen Bereich des eigenen Körpers richten kann. Dabei bildet dein Körper sogenannte „Autoantikörper“. Diese richten sich dann nicht gegen fremde Eindringlinge, sondern gegen deine eigenen Strukturen. Dein Immunsystem bekämpft dann also versehentlich nicht den Feind, sondern den Freund.
Nach demselben Prinzip verlaufen auch alle anderen Autoimmunerkrankungen. Dann richtet sich das eigene Immunsystem gegen körpereigene Zellen in Leber, Niere, Lunge, Herz, Bauchspeicheldrüse oder Schilddrüse. Wenn diese Organe vom eigenen Immunsystem angegriffen werden, entstehen Entzündungen, die mitunter schwerwiegende Folgen haben. Mit einer solchen Grunderkrankung solltest du dich unbedingt in ärztliche Behandlung begeben, wenn der Leidensdruck für dich spürbar wird.

Barrierefunktionsstörungen

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa, bei denen der Verdauungstrakt chronisch entzündet ist, galten früher ebenfalls als Autoimmunerkrankungen. Mittlerweile ist diese Einordnung aber überholt. Diese in Schüben verlaufenden Erkrankungen gelten inzwischen nur noch als „immun-assoziiert“. Die Entzündung entsteht dort nicht durch Autoantikörper, sondern durch eine defekte Barriere an der Darmschleimhaut. Dort können dann Keime in die Schleimhaut eindringen und ins Blut gelangen, was zu einer heftigen Immunantwort und chronischen Entzündungen bis hin zu großen Geschwüren führen kann. Im Blut können die Entzündungswerte bei heftigen Schüben deutlich erhöht sein.

Pilze, Viren, Bakterien

Schon im Akutfall ist eine Infektion mit einem Krankheitserreger oder Pilz sehr unangenehm. Heikel wird es dann, wenn sich eine chronische Entzündung daraus entwickelt. So werden beispielsweise Pilzinfektionen im weiblichen Genitalbereich häufig chronisch, was neben den unschönen Begleiterscheinungen wie Jucken oder Ausfluss zu einer chronischen Entzündung und im Ernstfall in der Folge sogar zu einer Blutvergiftung führen kann. Das kann passieren, wenn sich die Wurzelarme des Pilzes in die Zellen der Haut bohren. Das schädigt die Haut massiv und führt zu einer anhaltenden Immunreaktion, die in Form einer chronischen Entzündung zutage tritt wird.

Unverträglichkeiten und Allergien

Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) ist ein klassisches Beispiel für eine fehlgeleitete Reaktion des Immunsystems aufgrund einer Allergie. Dein Immunsystem reagiert dabei auf das Klebereiweiß Gluten und die Schleimhaut des Dünndarms entzündet sich. Wenn du nicht auf Gluten, also zum Beispiel Weizen, Gerste, Grünkern oder Roggen verzichtest, dauert diese Entzündung an und führt unbehandelt im schlimmsten Fall zu Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt.

Ungünstige Ernährung

Chronische und vor allem stille Entzündungen hängen eng mit deiner Ernährung zusammen. Denn bestimmte Nahrungsmittel fördern signifikant ein entzündliches Umfeld im Darm. Raffinierter Zucker beispielsweise fördert die Bildung von Botenstoffen, die Entzündungen weiter befeuern. Gleiches gilt übrigens auch für Weißmehl, welches wie Zucker den Insulinspiegel im Blut nach oben treibt, wodurch dieselbe Reaktion im Körper ausgelöst wird.

Symptome chronischer Entzündungen

Ganz gleich, ob du eine offensichtliche chronische Entzündung hast, vielleicht auch aufgrund einer Autoimmunerkrankung, oder unter einer noch unentdeckten stillen Entzündung leidest: Die Symptome sind in Bezug auf deine Lebensqualität dieselben:
Verminderte Leistungsfähigkeit und Erschöpfung
Chronische Entzündungen rauben deinem Körper permanent Energie. Weil dein Immunsystem ständig mit der Abwehr beschäftigt ist, saugt dich diese unterschwellige Aktivität förmlich aus. Du fühlst dich schnell erschöpft und bist körperlich nicht mehr wie gewohnt in der Lage, bestimmte Belastungen locker wegzustecken.

Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Mit einer chronischen Entzündung ist oft das sogenannte „Leaky-Gut-Syndrom“ assoziiert. Das ist ein anderer Ausdruck für eine Störung in der Barriere der Darmschleimhaut, die durch eine dauerhafte Entzündung entstehen kann. Wenn deshalb Schadstoffe oder Erreger ins Blut gelangen, kann das eine Immunreaktion auch gezielt in Bezug auf bestimmte Nahrungsmittel zur Folge haben. Das bemerkst du an der Reaktion deines Körpers – Durchfall, Blähungen oder Bauchschmerzen können auftreten.

Schlafprobleme

Da durch Entzündungen vermehrt ein bestimmter Botenstoff, und zwar der sogenannte Tumornekrosefaktor alpha, ausgeschüttet wird, kann durch chronische Entzündungen zum einen unnatürliche Müdigkeit und zum anderen auch Unruhe entstehen, die deinen Schlaf stört.

Nachtschweiß

Wenn eine chronische Entzündung sich großflächig in deinem Körper eingenistet hat, kann es zu Nachtschweiß kommen. Das liegt daran, dass sich das betroffene Gewebe bei einer Entzündungsreaktion erwärmt. Diese Wärme muss irgendwo hin: Der Körper will sich durch Schwitzen abkühlen.

Verlauf von chronischen Entzündungen

Sofern es sich nicht um offensichtliche und deshalb zwingend zu behandelnde chronische Entzündungen handelt, können diese Energieräuber viele Jahre latent in dir schlummern und deine Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigen. Wenn eine solche chronische Entzündung sich langfristig in einem bestimmten Organ breitgemacht hat, dann kann daraus im schlimmsten Fall auch eine bösartige Gewebeveränderung hervorgehen. Es ist erwiesen, dass chronische Entzündungen die Wahrscheinlichkeit für eine Krebserkrankung signifikant erhöhen.

Diagnose chronischer Entzündungen

Bei der Diagnose von Entzündungen spielen sowohl die Art und die Dauer deiner Symptome eine Rolle wie auch deine gesamte Krankengeschichte und die deiner Angehörigen. Denn wenn du erblich vorbelastet bist, kann das ein Hinweis auf eine vererbbare Grunderkrankung sein.
Bei der körperlichen Untersuchung geht es vor allem um die Blutwerte. Bei Entzündungen ist die Konzentration der Leukozyten im Blut erhöht und der sogenannte CRP-Wert misst die Aktivierung der Fresszellen. Weil auch Fieber bei Entzündungen ein häufiges Symptom ist, wird deine Körpertemperatur gemessen.
Weil viele Entzündungen sich im Innern deines Körpers verstecken, aber die Blutwerte deutlich eine Entzündung zeigen, braucht es mitunter auch bildgebende Verfahren wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung. Damit kann ein Arzt Entzündungen im weichen Gewebe gut erkennen.

Behandlung: Wie wirst du eine chronische Entzündung wieder los

Wie eine chronische Entzündung behandelt wird, hängt davon ab, worauf sie zurückzuführen ist. Bei ernst zu nehmenden Autoimmun- oder anderen Grunderkrankungen mit schwerem Verlauf wird ein Schulmediziner dir gängige Medikamente als Therapie gegen die jeweilige Erkrankung verschreiben. Sofern die Entzündung sehr heftig ist und deine Gesundheit massiv bedroht, kann das auch der einzige Weg sein, um die Entzündung akut etwas besser in den Griff zu bekommen.
Sofern du deine Genesung zusätzlich unterstützen möchtest oder befürchtest, dass sich eine stille Entzündung in deinem Körper eingenistet hat, kannst du auch mit einer konsequenten Ernährungsumstellung den Entzündungsprozess mildern oder dafür sorgen, dass am besten gar keine chronische entsteht. Allein schon, weil auch Übergewicht Entzündungen fördert, lohnt sich ein solcher Ansatz. Denn durch ausgewogene Ernährung kannst du Übergewicht von vornherein entgegenwirken. Ich möchte dir einige Tipps geben, mit welchen Lebensmitteln du auf der sicheren Seite bist und auf was du besser verzichten solltest.

Tipp zur Vorbeugung von chronischen Entzündungen

Damit chronische Entzündungen nicht gefördert werden, kannst du auf bestimmte Lebensmittel verzichten und dafür andere bevorzugen. Zunächst einmal will ich dir ans Herz legen, dass du folgende Lebensmittel von deinem Speiseplan streichen solltest, um bildlich gesprochen, die Entzündung nicht zu füttern:

  • Raffinierter Zucker
  • Schweinefleisch
  • Wurst
  • Raffiniertes Weißmehl
  • Fertigprodukte (Pizza, Fast Food)
  • Alkohol
  • Künstliche Transfette (in Frittiertem, süßen Backwaren

Die folgenden Lebensmittel gelten dagegen als entzündungslindernd, weil sie den oxidativen Stress in deinem Körper reduzieren:

  • Leinsamen
  • Ingwer, Kurkuma, Zimt
  • Beeren
  • Zwiebelgewächse
  • Grünes Gemüse
  • Artischocken
  • Meeresfrüchte
  • Fisch
  • Algen
  • Pilze
  • Tomaten
  • Olivenöl
  • Fermentierte Lebensmittel (zum Beispiel Sauerkraut)
  • Omega-3-Fettsäuren (Beispielsweise aus fettem Seefisch)

Indem du auf entzündungsfördernde Lebensmittel verzichtest und entzündungshemmende Lebensmittel in deinen Speiseplan aufnimmst, kannst du das entzündliche Umfeld in deinem Körper reduzieren und die Überreaktion deines Immunsystems abmildern. Wenn du tiefer ins Thema „Ausgewogene Ernährung“ einsteigen willst, kannst du in meinem Artikel „Ausgewogene Ernährung – So isst du gesund“ detaillierter nachlesen, was es damit auf sich hat.
Nimm dir die Zeit und mache eine Bestandsaufnahme: Was isst du wann und wie viel davon? Kannst du deinen Speiseplan optimieren? Suche dir Alternativen zu Süßigkeiten und Co. Beobachte dich im Alltag: An welcher Stellschraube könntest du ansetzen, um deine Ernährung Schritt für Schritt etwas gesünder zu gestalten? Nimm dir Zeit fürs Essen und mache dir klar: Deine Nahrung landet in deinem Körper, sie macht dich aus, sie beeinflusst alle Prozesse, die in dir ablaufen.

Ernährungsumstellung hilft nicht nur gegen chronische Entzündung

Es ist am Ende so: Wenn du dich als Opfer deiner Beschwerden erlebst, bist du diesen dauerhaft ausgeliefert. Ich möchte dir mitgeben, dass du handeln und aktiv etwas für deine Gesundheit tun kannst. Das gilt auch bei chronischen Entzündungen, die eng mit der Ernährung zusammenhängen. Und wo könntest du besser in Eigenregie ansetzen als beim Essen? Verzichte auf entzündungsfördernde Lebensmittel und höre auf deinen Körper. Ignoriere allerdings starke Beschwerden nicht und lasse gegebenenfalls ärztlich abklären, was hinter deinen Symptomen steckt. Nur so kannst du langfristige Folgen von schwerwiegenden Krankheiten vermeiden. Aber sei es dir wert, davon unabhängig deinen Körper mit einer bewussten Lebensweise zu unterstützen, damit du dich langfristig besser fühlst und für deinen Körper die besten Voraussetzungen schaffst! Detailliert erfährst du die Zusammenhänge zwischen chronischen Entzündungen und der individuellen Lebensweise übrigens auch in meinem Podcast „Chronische Entzündungen – Wie du sie erkennst und loswirst“.

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